Bogotá,
die Acht-Millionen-Metropole-Kolumbiens
- hektisch und undiszipliniert, pulsierend und lebendig
- Straßenhändler, Bettler und Abenteurer
- Landflucht: erträumtes Glück in der Großstadt oder Elendsviertel
am Rande der Stadt?
- Migrantinnen und Binnenflüchtlinge; rolos und rolas
- Krieg in der Stadt: Militär-Paramilitär, Guerrilla und desplazados.
- Straßenkinder
- Arm-Reich Schere
- Hochhäuser
- Millionen Lichter der Stadt
- „TransMileno“ die neue Busverbindung gegen den alltäglichen
Verkehrswahnsinn der Stadt
- Leibesvisitationen
- Ein dampfendes Häusermeer von Berg Monserrate aus
- Unvergesslicher Lichterglanz
- Die Straße für Autoersatzteile, die Straße für Schuhe,
die Straße für Silber, ...
- Eine Stadt ständiger Ausbreitung
- Freiheit und Gefängnis; eine Stadt der Kontraste
- Usw
Adriana
Torres Topaga wurde 1969 in Kolumbien geboren.
Und Adriana lebt seit 8 Jahren hier in Linz. Sie ist mittlerweile verheiratet
mit einem Oberösterreicher und sie haben eine dreijährige Tochter
Zoa.
Das generelle
Schaffen von Adriana ist sehr beeinflusst von ihren Wurzeln in Kolumbien. Adriana
erzählte mir, dass Sie Heimweh eigentlich bisher nicht kannte. Dass aber
gerade in letzter Zeit so etwas einstellt, dass sich wie Heimweh irgendwie anfühlt.
Sie selbst fühlt sich in Bogotá freier. Adriana meinte, man kann
in Bogotá machen, was man will. Und diese persönliche Freiheit schlägt
sich ihrer Meinung nach auch in der Ausdruckform und Gestaltung der Lebensräume
der Kolumbianer nieder.
Dekorationen
von privaten Personen sichtbar im öffentlichen Raum, der Schmuck einer
Stadt, sind im Grunde unbewusste Botschaften, die ein Stadtbild sehr prägen
und viel über die Bewohner einer Stadt vermitteln.
Die vermeintlich unregierbare „unmögliche“ Stadt Bogotá
inmitten der Anden schreitet zügig voran, nach Jahren der Lethargie und
des Versinkens in Gewalt, Schmutz und Zerfall, bunt und selbst bestimmt sich
zu präsentieren. Drei tatkräftige Bürgermeister in Folge haben
der Stadt gut getan. Sie haben Gemeinschaftssinn entfacht, neue Konzepte entwickelt
und Bogotá wieder (er-)lebbar gemacht. Diese Einstellung ist in der Bevölkerung
Bogotás zu spüren. Aktiv und öffentlich passiert das Leven,
werden gestalterische Äußerungen präsentiert. Ich möchte
hier wieder Adriana zitieren: “Man muss in Bogotá nicht in die
Geschäfte gehen, um zu sehen, dass Weihnachten oder Muttertag ist. Es zeigt
sich an der Fassade, im öffentlichen Raum“.
Der öffentliche Raum widerspiegelt in ihrer Heimatstadt Bogotá das
Leben und Lebenseinstellungen.
Sind wir Mitteleuropäer nicht bereits daran gewöhnt, mit vordefinierten
Räumen und Oberflächen und deren Gesetzmäßigkeiten uns
zurecht zu finden? Und ist nicht der Gestaltungssinn im Südamerika weniger
eingeschränkt und freier? (Ich bin der Überzeugung, das kein Nachbar
z.B. sich in Bogota aufregen und mir vorwerfen würde, wenn mein Balkon
mit zwei Fahrräder, Pflanzen und Wäsche verstellt ist und daher das
Erscheinungsbild des gesamten Hauses in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Stimmst?)
Bei ihren
Besuchen in Bogota suchte Adriana nach Szenen, die es in Österreich nicht
gibt. Sie hielt diese Szenen, Häuser, Fassaden, Menschen, Lebensräume
mit ihrer kleinen Pocketkamera fest. Sie wollte beim Fotografieren nicht auffallen
und die Bilder nebenbei produzieren, den Straßenalltag dokumentieren.
Die Bilder von Adriana sind wie eine Reise durch Bogota: konstruierte und stilisierte
Panoramabilder, die den Lebensrhythmus in Bogota aufgreifen. Es geht ihr nicht
darum, dass sie postkarteähnliche Portraits ihrer Stadt entwirft, sondern
sie kreiert ihre eigenen Orte, Plätze und Stadtteile, so wie manche Orte
Lateinamerikas, von denen man gelesen und gehört hat, bleiben im Gedächtnis,
wecken Neugier und Phantasie. Sie müssen nicht einmal wirklich existieren
(wie z.B. auch bei der Stadt Macondo aus Gabriel García Márquez
Hundert Jahre Einsamkeit oder das Santa Maria des Juan Carlos Onetti) und man
muss nicht einmal wirklich dort gewesen sein,, aber man malt sie siech ihn seiner
persönlichen Gedankenwelt aus.
Manuela
Pfaffenberger: Freischaffende
Künstlerin und Kunst Kuratorin.