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Kollagen aus Bogotá / ADRIANA TORRES

    Verfasserinnen: Adriana Torres/Barbara Reitböck 2006

     


    Adriana Torres kam vor acht Jahren zum ersten Mal nach Österreich. In ihrer Heimatstadt Bogotá, die damals in etwa sieben Millionen Einwohner zählte, betätigte sie sich als Designerin und das strebte sie auch in Österreich an. Ihre erste Arbeit war eine Serie von Silberringen. Auf der Suche nach den dafür benötigten Materialien fragte sie sich in „bogotanischer Manier“, wo denn die Straße der Goldschmied-Materialien sei. In der Vorstadt von Linz? Oder im Zentrum der Stadt, wie in Bogotá? Da wurde ihr eigentlich erst bewusst, dass es sich hierbei um eine Besonderheit Bogotás handelte, die zu Hause, da vertraut und logisch keine war, aber hier in Linz plötzlich fehlte; die Straße, in der ausschließlich Schuhe verkauft werden, die Straße in der sich alles ums Auto dreht, oder die Straßen der Brillen…Durch die Distanz zu ihrer Heimat traten diese Dinge erst wirklich in Erscheinung. Diese neue Wahrnehmung der Stadt Bogotá veranlasste sie zu der hier vorliegenden Arbeit. Das Hauptaugenmerk wird auf die, durch einfallsreiche Rekursivität geformte Charakteristik der Architektur dieser Straßen gerichtet– handelt es sich nun um ganze Viertel oder nur um eine einzelne Ecke Bogotás, in der lediglich ein Produkt bzw. eine Produktgruppe angeboten wird. Die dort ansässigen Menschen bestreiten hier nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern fungieren zugleich als aggressive und kraftvolle Gestalter dieser Straßen – dies entspricht völlig der Energie die Bogotá versprüht. Es sind die einzelnen Fragmente, die einer zeitlichen Veränderung unterworfen sind, einer Veränderung die das Leben der Bewohner, das durch Aktivität, Rekursivität und Mobilität geprägt wird, spiegelt. Das Angebot zeichnet nicht nur die Architektur, sondern hält auch Einkehr in die Sprache, da die Bewohner der Stadt neue Bezeichnungen von Vierteln, Ecken und Straßen verleihen. Adriana Torres versucht eine nicht anerkannte Architektur zu dokumentieren - im Gegensatz zu einer dem Postkartenmotiv dienenden Architektur. Es handelt sich dabei um Orte, an denen sich nicht alles nur um den Konsum dreht, sondern an denen sich das Leben abspielt. Könnte diese Architektur die Manifestierung eines Fluchtweges, wegführend von einer genormten Wirtschaft und einer „Architektur im offiziellen Sinn“ darstellen?